Fachtagung „Finanzen gemeinsam im Blick“ 10-jähriges Bestehen des Netzwerks Finanzkompetenz NRW
(23.11.16)
In seiner Eröffnungsrede der Tagung, die am 16. November in Düsseldorf stattgefunden hat, würdigte Staatssekretär Peter Knitsch (MKULNV NRW) das 10-jährige Bestehen des Netzwerks Finanzkompetenz NRW. Das gemeinsame Anliegen, Kinder, Jugendliche und Familien beim Erwerb von Finanzkompetenz zu unterstützen und ein nachhaltiges Konsumverhalten bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zu verankern, hat im Jahr 2006 auf Initiative des Verbraucherschutzministeriums NRW zur Gründung des interdisziplinären Netzwerks Finanzkompetenz NRW geführt. Seit nunmehr 10 Jahren leistet das Netzwerk, in dem sich Akteure aus Schuldner- und Verbraucherberatung, aus Wirtschaft und Banken, aus kommunaler Jugend- und Familienarbeit, kirchlichen Einrichtungen und Wohlfahrtsverbänden sowie aus Wissenschaft und Politik engagieren, einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung der finanziellen Allgemeinbildung. Mit einer positiven Herangehensweise verbunden mit Projekten, Materialien für die Zielgruppen: Kinder, Jugendlichen und Familien sei es gelungen, ein Bewusstsein für das Tabu-Thema „Geld“ zu schaffen und das Anliegen verstärkt in die gesellschaftliche und politische Diskussion einfließen zu lassen. Dennoch sei die weitere zunehmende Überschuldung in unserer Gesellschaft ein Beleg dafür, dass die Aktualität zu dem Thema weiterhin ungebrochen hoch ist.
Getreu dem Motto der Tagung „Finanzen gemeinsam im Blick“ hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, gemeinsam einen Blick auf die ersten 10 Jahre des Netzwerkes Finanzkompetenz NRW und die Möglichkeiten der zukünftigen Entwicklung zu werfen. Im Fokus standen Fragen, wie eine finanzielle Allgemeinbildung zukünftig ausgerichtet werden soll und wie das Netzwerk Finanzkompetenz NRW als Ort für Ideen und Angebote einen Beitrag dazu leisten kann.
Drei Referentinnen und Referenten gaben Einblicke in verschiedenste Aspekte des Themenkomplexes „Finanzielle Allgemeinbildung“.
„Prävention – Finanzwissen für alle bitte!“ lautete der erste Vortrag, den Frau Prof. Dr. Katrin Löhr vom Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Dortmund vorgestellt hat. In Ihrem Vortrag stellte Frau Prof. Dr. Löhr einen internationalen Vergleich zum Stand der finanziellen Allgemeinbildung her. Sie attestiert Deutschland eine mangelnde Finanzbildungsstrategie und sieht hier Handlungsbedarf für Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzbildung in Deutschland. Demnach fehle es den Bundesbürgern an grundlegenden Kompetenzen, um am Wirtschaftsleben erfolgreich teilnehmen zu können. Mit ihrem Vortrag möchte Frau Prof. Dr. Löhr dazu beitragen, die Fokussierung in der Finanzbildung vom reinen Vermeiden von Schulden und aufzeigen von möglichen Geld-Einsparpotenzialen hin zu einer Finanzbildung die auf Investitionen und nachhaltige Geldanlagen setzt.
Im Netzwerk Finanzkompetenz NRW sieht Frau Prof. Dr. Löhr einen positiven Ansatz die finanzielle Allgemeinbildung in Nordrhein-Westfalen zu stärken.
Herr Martin Nestler, selbstständiger Medien- und Sozialpädagoge reflektiert in seinem Vortrag mit dem Titel „Digitale Welten – Chancen, Nutzen und Risiken“ das mediale Zeitalter. Auf Basis eines fundierten Einblicks in die Lebenswelt junger Menschen richtete Herr Nestler den Blick auf Formen der Beratungs- und Unterstützungsangebote und stellt diese in Frage. Wie ist unser Wissen über die Lebensrealität von jungen Menschen im Digitalen Zeitalter und hinken wir dem hinterher und wie begegnen wir in unserer Arbeit von Verbraucher- und Schuldnerberatung den Risiken?
Wir leben demnach in einer Welt, die geprägt ist von einer Spezialisierung auf einzelne Hilfefelder (Suchtberatung, Schuldnerberatung, Sozialhilfeberatung…) und in dieser Form sei diese nur unzureichend auf den stetigen Wandeln im medialen Zeitalter vorbereitet.
Herr Nestler möchte dazu anregen, die bestehenden Strukturen aufzubrechen, hin zu einem interdisziplinären Netzwerk der verschiedenen Akteure.
In der Synergie der „Profis“ von Verbraucherschutz und Jugendschutz müsse das Zusammenwirken Themen- und Bereichsübergreifend optimiert werden, um Präventionsangebote noch stärker auf die neue Lebenssicht von jungen Menschen einzustellen.
Herr Prof. Dr. Stefan Selke, Professor für das Lehrgebiet „Gesellschaftlicher Wandel“ an der Hochschule Furtwangen, thematisierte und problematisierte in seinem Vortrag „Informierte Ignoranz – warum wir zwar viel wissen, aber nicht danach handeln“ wie bestimmte Bevölkerungsgruppen öffentlich repräsentiert werden und wie ihre Interessen in der Öffentlichkeit vertreten werden.
Warum setzen sich nicht einfach die besten Ideen und die besten Mitarbeiter durch? Warum scheitern wir – als Einzelperson, als Organisation und als Gesellschaft – trotz immer mehr Wissen letztlich doch am Handeln?
Das Bild der „informierten Ignoranz“ zieht sich als roter Faden durch den Vortrag, der aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven erklärt, warum Konkurrenz leicht, Kooperation jedoch aber schwer ist.
In der Begleitausstellung zur Fachtagung stellten Schülerinnen und Schüler ihre Beiträge zum Fotostory-Wettbewerb „Klarkommen mit dem Taschengeld – Finanzkompetenz junger Menschen“ vor. Im Rahmen der Kampagne „Schule der Zukunft – Bildung für nachhaltige Entwicklung“ befassten sich Schülerinnen und Schüler kreativ mit dem Thema finanzielle Allgemeinbildung. Die drei besten Beiträge wurden von NRW-Staatssekretär Peter Knitsch im Rahmen der Tagung jeweils mit einem Preisgeld ausgezeichnet.
In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Herr Staatssekretär Peter Knitsch, Prof. Dr. Katrin Löhr, Prof. Dr. Stefan Selke, Martin Nestler, Frau Lütz und Herr Uchner als Sprecherteam des Netzwerks Finanzkompetenz über wesentliche Aspekte zu Herausforderungen an Finanzwissen, unter anderem auch darüber, was das Netzwerk braucht und wie es arbeiten könnte, um 2030 noch erfolgreicher aufgestellt zu sein.
Die Fachtagung wurde von der Theatergruppe TheaterPuls vom Heinrich Heine Gymnasium in Oberhausen begleitet. Das Theaterkollektiv stellte zwischen den Vorträgen Sequenzen aus ihrem Preisgekrönten Stück „Dreamtown“ vor, in dem sich die Theatergruppe mit der Spaltung der Welt in Arm und Reich und die daraus resultierenden Konsequenzen befasst.
Eine Abendveranstaltung mit einer Jubiläumstorte bildete den feierlichen Abschluss der Fachtagung.
Die Tagung traf auf große Resonanz und ein breites Publikum.